Der erste Tag im Ausland… die Nacht war kurz, immerhin blieb es die ganze Nacht hell. Die Vorhänge dunkelten zwar sehr gut ab, dennoch ist es erst einmal gewöhnungsbedürftig mit Uhr schlafen zu gehen (sprich nicht nach Zeitgefühl, sondern wirklich auf Grund des Blickes auf die Uhr festzustellen, dass es doch schon Schlafenszeit wäre).

Zum Frühstück verabredeten wir uns mit unseren Freunden. Auch diesmal war das Buffet wieder sehr reichhaltig und abwechslungsreich. Ich begnügte mich mit meinem üblichen süßen Frühstück. Aber es gab schon einiges Interessantes auszuprobieren: Hering in Senf- oder Tomatensauce, gebratene Würstchen, Beerensuppe, … .

Danach ging es wieder weiter, zur Begrüßung wurde gleich eine Gute-Morgen-Hymne eingeführt: Guten Morgen Sonnenschein von Nana Mouskouri. Das hob die Laune ungemein! 🙂

Unser Reiseleiter erzählte uns in den langen Busfahrten immer wieder sehr viele interessante Sachen, die ich mir jetzt aber nicht alle gemerkt habe. Wie das im Urlaub so ist, man merkt sich nur das Wichtigste. 😉

Beim Zwischenstopp an einer Raststation, stapfte fast der gesamte Bus brav die Stufen hinauf zur Bärenhöhle. Einer Legende nach suchte hier ein Wanderer zuflucht vor einem Unwetter. Erst später merkte er, dass er sich an einen Bären kuschelte. Doch ihm ist nichts passiert. Ich war so mutig und bin den schmalen Eingang ein bisschen hineingekrabbelt. Es ist aber nur der Eingang so eng (wie da wohl ein Bär durchpasst?), denn innen war die Höhle doch ziemlich geräumig.

Zuerst besuchten wir eine Rentierfarm. Dieser Besuch war optional und kostete 15€ pro Person. Aber gut, man möchte ja etwas erleben. Und es hat sich gelohnt. Die Rentiere sind, so wie in Österreich die Tier auf der Alm, alle gekennzeichnet mittels Ohrkennzeichnung (Marken oder bestimmte Schneidmuster). Daher dürfen sie im ganzen Norden Finnlands einfach so herumlaufen. Dies macht sich bei der Disziplin der Autofahrer sehr bemerkbar. Immerhin kann es passieren, dass jederzeit ein Rentier auf die Straße läuft. Nachdem diese wie die Rehe in Rudeln auftreten, hetzen dann gleich noch ein paar mehr hinten nach. Wobei ich schon auch dazusagen muss, dass die Rentiere überhaupt nicht scheu sind! Ganz gemütlich spazieren sie einem teilweise auf der Fahrbahn entgegen. Sie liegen neben der Straße im Straßenrand und schauen zu, wie man vorsichtigst vorbeifährt. Im Winter (so hat Christian erzählt) wird nur ganz zum Schluss der Saison Salz auf den Straßen gestreut, damit das Eis schmilzt. Und da kommen die Rentiere dann und lecken die Straßenränder ab. Also wie bei uns auf der Alm! 😀

Auf der Rentierfarm zeigten uns die Sami ein wenig ihrer Kultur. Zuerst klopften sie mit einem Ast auf einen Baumstamm und lockten so die zahmen Rentiere an. Diese durften wir füttern und streicheln – nicht empfehlenswert zu dieser Zeit durch den Fellwechsel. Man „riss“ ihnen förmlich die Fellbüschel aus. Zusätzlich erfuhren wir eben ein paar Informationen. Ein paar davon hatten wir schon von Christian gehört. Zusätzlich erfuhren wir, dass Männchen und Weibchen ein Geweih tragen und diese auch jedes Jahr abstoßen. Und jedes Jahr wächst es neu nach, noch größer und schöner als im Vorjahr. Ist quasi eh so wie bei uns mit dem Rotwild.

Anschließend führte eine Sami-Dame in eine Kota. Dort wurde uns Tee oder Kaffee in einem Guksi mit einem typischen samischen Keks serviert. Der Keks war herrlich – schmeckte so ähnlich wie die englischen Scons (zumindest die, die ich fabrizierte) und auf alle Fälle nach mehr! Für manche war es ungewöhnlich aus einem Guksi zu trinken. Das sind diese Holzhäferl, die eben am besten aus einem „Krebs“geschwür an einem Birkenbaum geschnitzt werden. Diese „Krebs“geschwüre entstehen, wenn sich ein Rentier dort den Bast vom Geweih reibt, also das wucherst dann über die verletzte Stelle am Baum. Aber dafür hat das Guksi die tolle Eigenschaft, dass egal wie heiß der Tee ist, man sich beim Halten nie die Finger verbrennt. 🙂 Wir hörten auch noch etwas über die 3 verschiedenen Stämme mit ihren Sprachen, die Tracht und ihre Erkennungs- bzw. Stammzuordnungsmerkmale, die wichtigsten Utensilien, die ein Sami immer bei sich hat (Guksi, Messer, Zünder) und die Musik. Dann kam eine alte Samifrau herein und sang uns typische Sami-Lieder vor. Viel getrommel, viel Schreierei (zwischendurch) und verstanden haben wir nichts. Als Abschluss durften wir noch ein Rentier mit dem Lasso einfangen. Gar nicht so einfach! Obwohl das Rentier nur aus Holz war und somit nicht flüchten konnte.

Der heutige Tag war geprägt von vielen Kilometern Weg, also fuhren wir bald danach wieder weiter. Eine Klopause gab es noch bei einer Raststation, die herrliche Waffeln anbot. Klarerweise griff jeder fleißig zu. Hin und wieder machten wir auch noch eine japanische Pause: „Knipsi knapsi wie die Japsi!“ Sprich stehen bleiben, alle aussteigen, Foto machen, einsteigen weiterfahren.

Bei einer Silberschmiede legten wir noch eine Zusatzattraktion ein. Hier konnte man sehr filigrane Handarbeiten sehen, wie sie typsich für die Samis sind. Allerdings hatte dieser Mann auch ein paar nette Steine, die mich doch mehr interessierten. Zusätzlich hingen an seiner Decke ganz viele Stockfische. Auf einen war er ganz besonders stolz, denn der ist der älteste bekannte Stockfisch. Der hängt an der Luft seit der 2. Weltkrieg vorbei ist. Den hat er einem alten Mann in der Gegend abgeluchselt, und nun ist er ganz stolz darauf. Aussehen tun sie alle gleich: Komisch.

Christian war so nett und hat für uns eine kleine Stockfisch-Kostprobe gekauft. Schmeckt nicht schlecht, ziemlich hart und doch etwas eigen, aber dennoch könnte man mehr davon essen. 🙂 Bloß der Geruch… obwohl Christian nur so ein kleines Sackerl gekauft hat, hat beim Öffnen schon der ganze Bus danach gerochen, sehr zum Leidwesen von Franz, der daraufhin sofort das Fenster öffnete.

Auf unserem weiteren Weg machten wir noch zwei Mal japanische Pausen und fuhren dann durch den Nordkaptunnel. 217m unter dem Meer passiert man, zuerst 9% Gefälle hinunter, dann kurz gerade und dann 10% Steigung hinauf. 7 km ist er lang der Tunnel und alle, die ans Nordkap wollen, müssen da durch, egal ob zu Fuß, mit dem Rad, im Auto oder im Bus. Ausgenommen die Leute die per Schiff kommen. 😉

Der Tunnel wurde nur gebaut, weil die Fähre, die davor die Leute auf die Nordkapinsel brachte die Scharen an Touristen nicht mehr bewältigen konnte. Damit der Tunnel aber finanziert wird, hat man eine Maut eingehoben (nach dessen Fertigstellung). Und als die Kosten herinnen waren – früher als berechnet – hörte man mit dem Kassieren der Maut einfach auf. Einfach so! Eigentlich müssten wir dann diesen Anteil der Reisekosten zurückerstattet bekommen. 😉

Nur für uns machte Franz eine kleine Busrundfahrt durch Honningsvåg. Viel gibt es nicht zu sehen, dafür, dass Honningsvåg die Haupt“stadt“ der Insel ist… eher mehr ein Kaff. Aber gut, immerhin das größte Dorf. 😉 Dann ging es weiter in unser idyllisches Hotel. Es war ein Traum! Wie gemalt sah dieses Dorf aus.

Das Abendessen wurde serviert: Suppe // Fisch mit Gemüse, Kartoffeln, Sauce und etwas das wie Halloumi aussah // Pudding mit Vanillesauce. Schmeckte sehr gut, wir wurden alle satt. Unsere Tischseite war sogar so organisiert, dass einer gleich allen austeilte – voll die Gemeinschaft. Nur leider viel dadurch der Mann in der Mitte immer etwas durch den Rost, er bekam von links und von rechts immer als letztes. 😉

Gleich im Anschluss besuchten wir die Künstlerin Eva Schmutterer. Sie lebte seit 15 Jahren so weit oben im Norden und erzählte uns etwas über das Leben so weit oben. Außerdem machte sie uns ihr Werke (Bilder & Bücher) schmackhaft. Danach ging es gleich weiter zum Nordkap, diesmal mit litauischem Buschaffeur, damit Franz seine Ruhezeiten einhalten konnte.

Nach einer japanischen Pause, um den wirklich allernördlichsten Punkt zu fotografieren (das ist nämlich nicht das Nordkap, es gibt noch eine Landzunge, die ein paar Meter weiter ist), kamen wir ans Nordkap – bei herrlichstem Wetter. Es ging zwar ein bisschen der Wind, aber die Sonne schien! 🙂 Dort trafen wir auch wieder unsere Freunde von Bus 1. Es war wirklich impossant, dass es überhaupt nicht dunkel wurde. Von Müdigkeit (vorerst) keine Spur! Wir verweilten bis kurz nach Mitternacht zum Anstoßen dort und fuhren dann wieder ins Hotel. Christian erwähnte kurz, dass wir morgen wieder um 6:00 auf müssten, weil wir früh losfahren. Um sicher zu gehen, dass sich das ausgeht, klopft er um 6:00 an der Tür um uns zu wecken. Voller Service! 😉 Ansonsten hätten wir Freizeit… Haha!