… habe ich mir immer gedacht. Scheinbar ist das nicht mehr so – oder war es nie so und ich leb(t)e in einer Scheinwelt?

Der (steirische) Zeugnistag naht und die Eltern ticken aus – aus meiner Sicht. Es ist einem schier unmöglich, ruhigen Gewissens Noten zu verteilen. Mittlerweile ver(sch)wende ich schon mehr Gedanken an die Eltern als an die Kinder, wenn ich an die Notenverteilung denke.

Also was tun?

Will man es sich leicht machen und ja keinen Aufruhr machen? Klar, wäre das einfach! Alle bekommen ihren Einser und die Geschichte hat sich. Gerecht? Wozu fair sein?

Will man jedem die Note geben, die er verdient (á la „Was wiegt, des hats!“), dann muss man sehr viel Energie für die Elternarbeit aufwenden, schließlich muss im Sinne der Transparenz klar gelegt werden, wie man denn ganz genau zu der Note kommt, weil wie wir ja alles wissen: MEIN Kind ist das Beste und ZU HAUSE kann es ALLES!

Eh klar. Also wieder: Was tun?

Um ehrlich zu sein, ich bin im Zwiespalt. Ich hab schlicht und einfach keine Lust mehr, mir mehr (Eltern)Arbeit zu machen, als notwendig. Ich hab aber auch viel zu sehr Gerechtigkeitssinn (ein Hoch auf mein Sternzeichen), als dass ich jetzt einfach die Noten würfle, oder eine Einheitsnote vergebe. Wie langweilig wäre denn das, wenn alle gleich gut wären? Außerdem… widerspricht das nicht dem Individualisierungs-/Differenzierungsgedanken, den die Eltern ja wie nur was einfordern? Widerspruch in sich? Ja… das sind Eltern!

Klar, jeder will für sein Kind das Beste. Aber so, wie es jetzt gehandhabt wird, zahlen – wie so oft – nur die Kinder drauf! Ausbaden muss es immer das schwächste Glied. Und das sind nach wie vor die Kinder. Den Druck, die Nicht-Freizeit, den Stress, die Strafen und Verbote bekommen nur sie, wenn sie nicht dem Ideal der Eltern entsprechen. Und dann kommt gleich die Lehrperson an die Reihe, weil die hat ganz sicher versagt und das Kind NICHT dort abgeholt, wo es steht. Ja wie soll ich denn? Wenn ich das tue, dann gehen sich eben zu Schulschluss nicht lauter Einser aus! Aus Eseln kann man eben keine Rennpferde machen – und man braucht auch Esel! Weil sie genauso liebenswert sind und ihren Teil erfüllen.

Wo führt das also hin?

Ich weiß es nicht… vielleicht will ich es auch gar nicht wissen.

Vielleicht sollte ich auch einfach nur Augen, Ohren und Mund zuhalten, wie so viele meiner Kolleginnen und Kollegen, die, in Anbetracht der ohnmächtigen Zustände, resigniert haben.

Nur… das ist nicht meine Art!!!

Daher können vielleicht die, die mich kennen, nachvollziehen wie es mir geht: hin- und hergerissen. Ist das notwendig? Scheinbar… gut, dass bald Ferien sind. Und dann? Schuljährlich grüßt das Murmeltier! 😀

Wenn das weiterhin so ausartet bin ich dafür, dass die Noten komplett abgeschafft werden. Allerdings – im Sinne der scheinbar notwendigen Bildungsstandards – eine genaue Auflistung erfolgt, was das Kind kann. Und nur was es kann, Fokus auf das, was gut ist. Sollte das noch immer nicht reichen, bin ich dafür, dass man nur mehr „Teilgenommen“ oder „Zu … % anwesend“ verteilt. Sagt dann letzten Endes genauso viel aus, wie die heutigen Noten.

Was bedeutet schon ein Einser?

Laut Gesetz sind Leistungen mit „Sehr gut“ zu beurteilen,

mit denen der Schüler die nach Maßgabe des Lehrplanes gestellten Anforderungen in der Erfassung und in der Anwendung des Lehrstoffes sowie in der Durchführung der Aufgaben in weit über das Wesentliche hinausgehendem Ausmaß erfüllt und, wo dies möglich ist, deutliche Eigenständigkeit beziehungsweise die Fähigkeit zur selbständigen Anwendung seines Wissens und Könnens auf für ihn neuartige Aufgaben zeigt.

Das und nur das sind lt. LB-VO § 14 Abs. 2 – 6 (2) Einserkanditaten. Und jetzt seien wir uns ehrlich: Wie viele „Sehr gut“ würde es dann noch geben, würden sich alle an diese Regeln halten?

Wie so oft beginnt der Fisch am Kopf zu stinken. Nur diesmal ist es ein Tschernobyl/Fukushima-Fisch, weil er zwei Köpfe hat.

Zum Einen schieben die AHSn die „Verantwortung“ immer weiter nach unten, d.h. wenn die Noten in der VS nicht gut genug sind, dann werden die Kinder nicht aufgenommen. Sie verbreiten auch das Gerücht, dass bereits das Jahreszeugnis der 3. Klasse ausschlaggebend ist. D.h. der Druck alles Einser zu haben wird immer früher immer größer. Damit man dem Kind etwas Gutes tut, gibt man ihm die gewünschte Note (aber hey, das Leben ist kein Wunschkonzert!). Wie aussagekräftig ist dann der Einser noch? Tut man dem Kind wirklich so viel Gutes? Klar, den Lehrerinnen kann es egal sein, schließlich zahlen sie später weder die Nachhilfe noch den Psychiater. Aber das ist auch nicht mein Stil!

Zum Anderen bin ich mir sicher, dass der LSR sehr wohl über diese „Machenschaften“ Bescheid weiß, aber nichts, rein gar nichts dagegen unternimmt. Nein, schön brav werden die Forderungen der Eltern angehört und wenn sie nur lange genug lästig sind, dann wird das Ganze als (bindende) Weisung wieder zwei Ebenen weiter nach unten delegiert. Direktoren und Lehrer haben ja sonst nichts zu tun, als brav den Weisungen der Eltern zu folgen!

Und da frage ich mich dann: Wenn die lieben Eltern ach-so-gescheit sind, und eh alles besser wissen, wieso unterrichten sie dann ihre „Gschrappen“ nicht selbst? Trauen sie sich das etwa nicht mehr zu? Na geh…

Was wiegt, des hats… ich bin noch immer der Meinung – trotz allem (scheinbar genauso stur wie die Eltern… 😀 ) Daher… sollte mein über die Maßen hinausgehendes Engagement weiterhin nicht anerkannt werden (von Honorieren rede ich ja noch gar nicht), dann werde ich es auch nicht mehr tun. Nur mehr Dienst nach Vorschrift. Punkt.

Und da wären wir wieder bei dem Zwiespalt, das bin einfach nicht ICH! 😀

 

Ein kurzer Satz, an alle (in meinem Sinne) normalen und vernünftigen Eltern:

DANKE, dass es euch auch (noch immer) gibt. Eigentlich seid ihr noch in der Überzahl… also stellt euch auch genauso auf die Beine, wie die „Übereifrigen“ und bewirkt damit etwas, etwas GUTES! Ich bin mich sicher, dass euch das viele Lehrpersonen danken werden! Mich eingeschlossen… und da ich davon ausgehe, dass ihr über die nötige Intelligenz verfügt ( 😉 ), versteht ihr diesen ganzen oberen Roman richtig.

Macht weiter so, rottet euch zusammen und ändert die Welt! Damit Kinder weiterhin/wieder Kinder bleiben/sein dürfen, damit „Recht und Ordnung“ wieder hoch geschrieben werden, damit soziale/gesellschaftliche Werte wieder ihren Wichtigkeit erreichen… weil es zählt!

Ok, war doch mehr als nur ein Satz. 😉