Bezugnehmend auf einen Artikel, der mir neulich unterkam, möchte ich natürlich wieder meinen Senf dazugeben. 😀 Wär ja nicht ich, wär ja sonst auch nicht typisch Lehrer(in)! 😉
Eine Reporterin in Deutschland tat sich die Arbeit an und „spielte“ Lehrerin. So der Plan. Nur bald schon wurde klar, Lehrer(in) kann man nicht spielen, das ist man. Kindern ist es ziemlich egal, wer vor ihnen steht, entweder man hält ihnen dann Stand oder eben auch nicht.
Es werden ziemlich viele Punkte aufgezählt, die ich auch immer wieder erlebe, die von Unwissenden aber meist nur milde belächelt werden. Es kann sich eben keiner vorstellen (der in einem Büro arbeitet), dass…
- … man den ganzen Schultag lang NICHT auf die Toilette gehen kann.
- … man den ganzen Schultag lang NICHT einen Bissen isst, weil schlicht keine Zeit ist.
- … man den ganzen Schultag lang NICHT einmal zum Trinken kommt.
- … man während der Arbeitszeit NICHT nebenbei mal im Internet surfen kann.
- … man während der Arbeitszeit NICHT mal schnell wo anruft und sich einen Termin ausmacht oder Ähnliches.
- … es vollkommen egal ist, ob man gesund oder halbkrank ist, sobald man in der Klasse steht, hat man voll da zu sein.
- … es für die Schülerinnen und Schüler auch völlig irrelevant ist, was einem im Leben bewegt (Tod, Heirat, Geburt, Scheidung, …). Jetzt steht man in der Klasse!
- … selbst 20-Minuten-Pausen oft zu kurz sind.
Und ja, es mag sicher viele geben, die zu Mittag heimgehen. Es gibt sicher auch einige, die vom ersten bis zum letzten Ferientag auf Urlaub sind. In welcher Berufssparte gibt es die nicht? Wirft man allerdings einen genaueren Blick hin, dann sieht man, wer zu Mittag mit einem vollbepackten Korb (gefüllt mit Korrekturarbeiten) nach Hause geht: Mütter, die Familie zu Hause haben. Lehrerinnen mit bereits älteren Kindern bleiben (zumindest an meiner Schule) oft noch ein paar Stunden länger und ersparen sich so die Schlepperei.
Es lässt sich über vieles streiten, doch es ist nun mal so, dass auch der Lehrberuf Vor- UND Nachteile hat. 😀
- Es ist egal, wann wir die Arbeit machen, hauptsache sie wird termingerecht erledigt (ob mitten in der Nacht, am Sonntag oder doch bereits am Freitagnachmittag?).
- Bereiten wir uns nicht ausreichend vor, schneiden wir uns nur ins eigene Fleisch.
- Ein guter Lehrer wird nur in den Ferien krank, da verbraucht man keinen Krankenstand. Es gibt keine weiteren freien Tage deswegen.
- Wir haben viel Ferien, deswegen gibt es auch kaum Sonderurlaub (mal ein Wochenende verlängern, der Hochzeit der Cousine beiwohnen, der Tante beim Begräbnis die letzte Ehre erweisen, Ämter – die nur vormittags offen haben besuchen, …).
- Überstunden werden nicht bezahlt, es gibt auch keinen Zeitausgleich dafür.
- Eltern übertragen ihre Pflichten auf die Lehrerinnen.
- Höhere Instanzen stellen sich (viel zu) oft auf die Seite der Eltern (welche Gewerkschaft arbeitet gegen den eigenen Berufsstand?).
- Die Beweisbringung, dass jemand schuldig ist, ist im Lehrberuf umgekehrt. Hier muss man immer beweisen, dass man unschuldig ist!
Es gäbe noch ein paar Punkte… aber ganz ehrlich? Es wird immer (mehr) Lehrergegner geben, aus welchen Gründen auch immer (Neid, Eifersucht, schlechte Erfahrungen, …). Das zeigen auch die Kommentare bei besagtem Artikel sehr deutlich. Buhmänner (-frauen) braucht man immer…